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Salz der Erde

Vom Salzlager auf den Teller...

dauert es "nur" 270 Millionen Jahre.

Abbildung 1: Grafik zur Barrentheorie des Carl Ochsenius (Zeichnung von Jan Schönfelder 2021)

Vor 270 Millionen Jahren bildete das Festland der Erde nur einen Kontinent, die Pangäa. Sie war von einem riesigen Weltmeer umgeben. Nach der „Barrentheorie“ des Geologen Carl Ochsenius (1830−1906) floss Salzwasser vom Weltmeer über eine schmale Meerenge in eine große Senke am Rand der Pangäa. Es entstand ein flaches Binnenmeer. Durch die Verdunstung des Meerwassers erhöhte sich der Salzgehalt im Binnenmeer. Es setzten sich Karbonat-Gesteine, Sulfat-Gesteine und Steinsalze ab. Während der Austrocknung des Binnenmeeres entstanden auch Kali-Magnesia-Salze. Dieser Vorgang wiederholte sich im heutigen Norddeutschland siebenmal. In Bad Salzdetfurt befindet sich der Grund dieses urzeitlichen Binnenmeeres in einer Tiefe von 2.000 Metern.

Salzdetfurths Salzhüte

Viele Jahrhunderte wurde in Salzdetfurth Speisesalz produziert. Im 12. Jahrhundert waren salzhaltige Quellen (Solequellen) im heutigen Stadtgebiet entdeckt worden. Es entstanden Salzsiedehütten, die von den niederdeutsch sprechenden Menschen in Salzdetfurth „Soltkothen“ genannt wurden. Darin befanden sich große beheizbare Pfannen, in denen die Sole aus den Quellen zum Sieden gebracht wurde. Die Salzsieder, niederdeutsch „Sölter“, ließen in den Pfannen das Wasser der Sole verkochen und schöpften während des Siedevorgangs schmutzigen Schaum ab. Die am Ende verbliebene Salzmasse füllten sie in kegelförmige Körbe zur Trocknung. Später stülpten sie die Körbe um: Es kamen geformte Salzhüte zum Vorschein.

Abbildung 2: Nachbau einer Soltkothe im alten Museum am St. Georgsplatz mit einer Salzpfanne, Brennmaterial, Speisesalz und den charakteristischen Salzkörben. Die Haken, mit denen die Salzpfanne an Hölzern gehalten wird, sind Teil des Salzdetfurther Stadtwappens. (Fotografie 2018)

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Ein Weg zur nachhaltigen Salzproduktion

Die Solequellen in Bad Salzdetfurth hatten einen Salzgehalt von ca. acht Prozent. Um daraus Speisesalz zu extrahieren, wurde über Jahrhunderte hinweg ausschließlich das Salzsiedeverfahren angewandt. Zeitweise waren mehr als 30 Siedepfannen in Betrieb − der Verbrauch an Brennholz war sehr hoch. Für die Salzpfännergilde war eine nachhaltige Waldbewirtschaftung in den umliegenden Holzbergen eine unverzichtbare Voraussetzung.

Im 18. Jahrhundert verbreitete sich mit den Gradierwerken ein neues Verfahren, um den gesättigten Salzgehalt der Sole in Salzdetfurth auf 28 Prozent zu erhöhen. Dabei wurde die Sole bis zu zehnmal über die Gradierwerke gepumpt. In den Zweigen des Schwarzdornbaums, die in Gradierwerken verbaut wurden, blieben Verunreinigungen haften und Wasser aus der Sole verdunstete. Zwischen 1746 und 1749 entstanden drei Gradierwerke mit Pumpanlagen. Damit konnte der Holzverbrauch spürbar gesenkt werden.

Abbildung 3: Abbildung: Die Saline im betriebsfähigen Zustand: Am heutigen Museumseingang befand sich ein Anbau mit Industrieschornstein. Unmittelbar dahinter stehen die noch wesentlich längeren Gradierwerke, die aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes in den 1970er-Jahren zurückgebaut wurden. (Fotografie ca. 1940er- oder 1950er-Jahre)

Kalisalze in Bad Salzdetfurth

In Bad Salzdetfurth wurden die Salzgesteine Sylvinit und Carnallitit gefördert. Sylvinit besteht in seinen Hauptgemengteilen aus dem Mineral Sylvin und Halit, Carnallitit aus Carnallit und Halit. Halit ist auch bekannt unter den Bezeichnungen Kochsalz und Steinsalz. Sylvinit kann an seiner typisch orange-roten Färbung erkannt werden. Carnallitit sieht in der Regel rot aus, seltener weiß oder grün. Beide Salzgesteine werden Kali- oder auch Edelsalze genannt. Bis ins 19. Jahrhundert trugen sie auch die Bezeichnung „Abraumsalze“, weil sie nach der Förderung als ein wertloses Nebenprodukt abgeräumt wurden.

Im Jahr 1856 stießen Bergleute in Staßfurt bei Magdeburg auf Carnallitit. Sie erkannten seinen hohen Wert als Kaliumdünger und bald darauf begann in Deutschland und schließlich auch in anderen Ländern der Welt der Abbau von Kalisalzen. 1896 erreichte der Kalibergbau auch Salzdetfurth − in diesem Jahr wurde der erste Schacht zur Förderung von Kalisalz geteuft.

Abbildung 4: Unter Tage im Werk Salzdetfurth: Deutlich zu sehen sind die unterschiedlichen Färbungen der Salzgesteine: von weiß über orange bis zu einem rotbraunen Ton. Die Farbe ist abhängig von den Bestandteilen und dem Druck auf die Salzgesteine während des Jahrmillionen langen Entstehungszeitraumes. (Fotografie 1987)

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