Medientisch Museum Bad Salzdetfurth
Stadtgeflüster
Unter Tage – Über Tage
Die Arbeit der Bergleute unter Tage haben das wirtschaftliche und kulturelle Leben maßgeblich geprägt. Und das schon seit dem Mittelalter.
Zeichen des industriellen Aufschwungs: der neu gebaute Werksbahnhof des Kaliwerks Salzdetfurth, Fotografie in: Deutsche Industrie, deutsche Kultur. Biographische Zeitschrift für das deutsche Wirtschaftsleben, 7. Jahrgang (1909) Nr. 14: Kaliwerke Salzdetfurth-Nummer, S. 2
Gilde und Stadt
Bad Salzdetfurth erhielt 1949 den Titel „Stadt“. Den Boden für Salzdetfurths Selbstverwaltung hatten die Einwohner schon im Mittelalter bereitet. Obwohl die Salzpfannen ursprünglich nicht den Produzenten gehörten, gelang es den Salzpfännern bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, das Eigentum an den meisten Salzpfannen zu erwerben. Sie schlossen sich zu einer Gemeinschaft zusammen und erwirkten das Recht, einen Rat für die Gemeindeverwaltung zu bilden.
Es entstanden eine Salzpfännergilde und ein Ratsherrengremium. Die führenden Männer der Salzpfännergilde stellten auch die Ratsherren. Beides war untrennbar miteinander verbunden. Im Jahr 1602 ließen die Ratsherren ein Rathaus errichten, aber dem Ort wurden keine Stadtprivilegien erteilt. Zu klein war Salzdetfurth. Erst im 19. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl auf über 1.000, und als der Kalibergbau und der Kurbetrieb an Fahrt gewannen, wuchs der Ort im Jahr 1900 auf eine Bevölkerung von knapp 2.000 Menschen.


Die Gradierwerke im Hochwasser (Fotografie 24. Februar 1940)
Die Plagen der Stadt
Für die mittelalterlichen Salzsieder bot Salzdetfurth die nötigen Voraussetzungen für eine rasche Entfaltung der Speisesalzproduktion. Die Hänge waren bewaldet und boten Holz für das Befeuern der Siedepfannen. Es gab ertragreiche Solebrunnen und die Lamme führte frisches Wasser durch den Ort. Der schmale Fluss war zwar nicht schiffbar, um den Transport von Material und Waren zu erleichtern, aber das Lammetal wurde immer wieder von Hochwassern heimgesucht – in den zurückliegenden drei Jahrhunderten bereits dreizehnmal, zuletzt 2017.
Auch das Feuer der Salzkothen machte dem Ort zu schaffen. Bereits 1334 fielen die Hälfte der insgesamt 30 Wohn- und Arbeitshäuser den Flammen zum Opfer. Paradoxerweise bedrohte lange Zeit die Lebensgrundlage der Einwohner die Existenz des Ortes. Der Bau der Gradierwerke und der Saline ab 1746 erfolgte in einiger Entfernung zu den Höfen der Einwohner und nah an der Lamme. Im Brandfall war Löschwasser zur Stelle und die Flammen schlugen nicht auf benachbarte Gebäude über. Hochwasser war einkalkuliert: Das Fundament der heutigen Saline gründet zwei Meter tief im Boden.
Bad Salzdetfurth erhält die Bezeichnung „Stadt“
Mit Wirkung vom 1. Dezember 1949 verlieh der ehemalige Kalibergmann und damalige Innenminister von Niedersachsen, Richard Borowski (1894−1956), der Gemeinde Bad Salzdetfurth die Bezeichnung „Stadt“. Beim Kriegsende 1945 hatte eine Flüchtlingswelle den Ort überrollt. Im Jahr 1949 wohnten in der Stadt ca. 5.500 Menschen. Die Einwohnerzahl war in wenigen Jahren um das Doppelte gestiegen, mehr als die Hälfte der Menschen kam aus den Ostgebieten des untergegangenen Deutschen Reiches. Die Flüchtlinge blieben, denn der Marshallplan und die Währungsreform in den ersten Nachkriegsjahren wirkten sich wohltuend auf die Wirtschaft aus. Im Kaliwerk arbeiteten zu dieser Zeit ca. 1.100 Menschen. Beflügelt von dieser Entwicklung, übernahm die neue Stadtverwaltung 1949 den Kur- und Badebetrieb von der Salzpfännergilde in Eigenregie. Im ersten Wirtschaftsjahr der Stadt verwaltete der Rat einen Gesamtetat von 2 Millionen Deutscher Mark.
Urkunde des niedersächsischen Innenministers Richard Borowski über die Verleihung der Bezeichnung „Stadt“ an die Gemeinde Bad Salzdetfurth (14. November 1949)
