Medientisch Museum Bad Salzdetfurth
Glück Auf!
Gegen den Hunger – der erste Schacht – Barbara
"Glück Auf!" war immer Hoffnung und Befürchtung zugleich. Die Arbeit unter Tage schaffte Wohlstand für viele und bedeutete Gefahr für alle, die nach unten fuhren.

Das erste Laboratorium des Justus von Liebig in Gießen, Aufnahme von Hermann Großmann (Juli 1966) − Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden | Deutsche Fotothek
Mit Kalisalz gegen den Hunger
Im 19. Jahrhundert hatten Kriege, politische Umbrüche und die Industrialisierung ein neues Zeitalter eingeläutet. In Deutschland stieg die Bevölkerungszahl von 23 Millionen Menschen im Jahr 1800 auf 70 Millionen um 1900. Viele lebten nicht wie einst auf dem Land, sondern zogen in Städte. Ihre Versorgung wurde zu einer wichtigen Herausforderung: In der Landwirtschaft musste effizienter produziert werden. Zwei aufeinanderfolgende Missernten und eine hartnäckige Kartoffelfäule in den Jahren 1845 und 1846 führten zu Hunger, Unterernährung, Tod und Revolten. Fieberhaft wurde nach Lösungen für das erdrückende Ernährungsproblem gesucht.
Unter Rückgriff auf Ergebnisse des Agrarwissenschaftlers Carl Sprengel erläuterte der Chemiker Justus von Liebig in seinem Buch „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physilogie“ (1840) die Grundlagen des pflanzlichen Wachstums. Liebig legte dar, wie wichtig vor allem Phosphat, Kalium und Stickstoff dafür sind. Durch die Düngung mit Kalisalzen konnte seit den 1860er-Jahren die landwirtschaftliche Produktion deutlich gesteigert und dadurch die Hungersnot verringert werden.
1896 fing es an
Nachdem in Salzdetfurth 1896 der erste Schacht geteuft war, begann 1899 die Förderung. Bis zur Einstellung des Bergbaus wurden insgesamt 85 Millionen Tonnen Rohsalz zutage gebracht. Am Anfang gab ein Sylvinitlager den Ausschlag für den Kalibergbau in Bad Salzdetfurth. Der abgebaute Sylvinit war hochwertig und musste nur gemahlen werden, um als Kalidünger in der Landwirtschaft Verwendung zu finden. In den 1940er-Jahren stieg dann der Anteil des carnallitischen Rohsalzes auf über die Hälfte der Förderung an. Es entstanden eine Chlorkalium-, eine Magnesiumchlorid- und eine Bromfabrik; dort wurde das Rohsalz verarbeitet.
Obwohl die Salzdetfurther Kalisalzlagerstätte noch nicht erschöpft ist, wurde die Förderung am 13. März 1992 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt: Das bei der Verarbeitung von Carnallit gewonnene Magnesiumchlorid konnte am Ende nicht mehr mit Gewinn bzw. kostenneutral abgesetzt werden.
Im Jahr 1907 wurde mit dem Bau des zweiten Schachtes begonnen (Fotografie), 1913 folgte der dritte und letzte Schacht mit einer Tiefe von über 850 Metern. 1979 zog die Bergwerksverwaltung und Grubenbelegschaft von Schacht 1 zu Schacht 3 um.

Digitalisat des Heftes „Kleine Geschichten aus dem Kali- und Steinsalzbergbau“ von Gerda Becker (gedruckt im November 1936 bei Franz Weber in Berlin, herausgegeben vom Deutschen Kaliverein e. V.) 36 Seiten
Bekämpft Gefahr!
Das schmale Heft „Kleine Geschichten aus dem Kali- und Steinsalzbergbau“ von Gerda Becker entstand 1935 in Bad Salzdetfurth und wurde ein Jahr später für Bergleute im deutschen Kalibergbau gedruckt. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kaliverein erzählt Gerda Becker darin 43 wahre Geschichten von typischen Unfällen unter Tage. Jeder Geschichte stellt sie einen Merkspruch in Reimform voran und ergänzt das Heft mit zehn selbst angefertigten Zeichnungen. Die Merksprüche und eingängigen Geschichten sollten den Bergleuten in knapper Form vor Augen führen, wie sie Unfälle verhüten können. Das Heft bildete im Reigen der konventionellen Sicherheitsmaßnahmen durch Warnschilder, Belehrungen und technischen Sicherheitsmaßnahmen eine außergewöhnliche „pädagogische Ergänzung“.
Barbara – Schutzheilige der Bergleute
Die Salzdetfurther Bergleute verehrten Barbara als Schutzheilige. Nach einer mittelalterlichen Legende lebte sie um das Jahr 300 im heutigen İzmir in der Türkei. Nach dem Wunsch ihres Vaters musste sie in einem Turm leben. Der Vater hasste Christen, aber Barbara sehnte sich danach, Christin zu sein und ließ in das Badehaus ihres Turms ein drittes Fenster als Zeichen der Dreifaltigkeit Gottes bauen. Als der Vater Barbara dafür bestrafen wollte, floh sie und fand in einem Felsen Zuflucht. Doch ein Hirte verriet das Versteck. Sie wurde in ein Gefängnis gesperrt, ausgepeitscht und mit heißen Fackeln gequält. Schließlich enthauptete der Vater seine Tochter. Gott strafte diese Tat und erschlug den Vater mit einem Blitz, während Barbara als Heilige in den Himmel auffuhr. Das legendäre Felsenmotiv gab Anlass für Barbaras Verehrung im Bergbau.
Holzfigur der Schutzheiligen Barbara im Empfangsbereich des Bergbau- und Salzmuseums (Fotografie 2021)
